Eine Almhütte mitten im Naturpark Riedingtal, eine riesige Wiese davor, das Plätschern des nahen Bachs und ein Weidezaun mit interessiert äugenden Kühen: Unser Ferienhaus von Urlaub am Bauernhof im Salzburger Lungau erwartet uns. Und unseren Vierbeiner Coffee. Wir sind auf den ersten Blick von der Lage der Hauserlhütte begeistert: Das Ferienhaus verspricht absolute Ruhe mitten im Grünen und ist im autofreien Wandergebiet des Naturparks gelegen.
Unser bewegungshungriger Begleiter Coffee hat jedoch noch ein wenig Respekt vor so viel Freiheit. Und vor allem vor den Kühen, die das schwarze, fellige Kalb mit dem komischen Gebelle und dem langen Schweif auf Schritt und Tritt mit ihren Blicken verfolgen. Aber die Almhütte gehört zum Bauernhof der Familie Draxl im nahen Zederhaus und Kühe gehören da eben auch dazu. „Bei uns sind die Kalberln fast Familienmitglieder“, lacht die junge Bäurin Corina, als sie uns die hundefreundliche, große Almhütte für 10 Personen zeigt, die sie großteils selbst mit ihrem Lebensgefährten renoviert hat.
Sie ist Landwirtin mit Leib und Seele, aber nicht nur das: Dreifache Mutter, Hausfrau, Hütten-Managerin und Bäurin auf einem Hof mit Waldwirtschaft, Fleisch- und Milchkühen. „Demnächst möchte ich mich auch im Butter und Topfen Machen versuchen, aber vorerst nur für den Eigenverbrauch“, erzählt sie voller Elan. Als hätte sie nicht schon genug zu tun. Aber sie liebt ihre Arbeit und ihr Leben und möchte nichts anderes als Landwirtin sein. Warum tut man sich das heutzutage noch an?
„Es ist die Liebe zur Landwirtschaft. Zur Natur, zur Landschaft und vor allem zu den Tieren.“ Zum Hof gehören nicht nur 15 Kühe, sondern auch Hendln, Katzen und das verhätschelte Hausschaf Lissi. „Wir schätzen hier, was wir haben – oft sind es jahrhundertealte Erbhöfe und das halten wir in Ehren. Außerdem ist uns das Tierwohl wichtig, das steht bei uns an erster Stelle: Jedes Kalberl hat seinen Namen. Sie liegen mir ein Jahr lang am Herzen und mir ist wichtig, dass sie sich bis zuletzt bei uns wohlfühlen und keinen Stress haben. Da wird schon mal täglich gestreichelt und jedes Kalberl mit Namen angeredet.“
Nun: Soweit ist Coffee noch lange nicht. Aber als er merkt, dass er hier als temporärer Hofhund vor „seiner Almhütte“ fungieren darf, ist seine anfängliche Angst vor den Kühen wie weggeblasen und macht einem beschaulich ruhigen Nebeneinander Platz. Die Kühe schauen morgens und abends kurz vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, wenn wir am warmen Bankerl an der Hausmauer sitzen und in die Stille reinhören. Ein paar Streicheleinheiten bekommen sie auch von uns. Einige Wanderer sind am Heimweg , grüßen im Vorbeigehen, aber ansonsten genießen wir diese absolute Ruhe hier in der Alleinlage der Hütte.
Von der Hütte aus sind wir aber auch in 45 gemütlichen Wander-Minuten beim Naturparkhaus, von dort starten zahlreiche Wanderwege. Und das Beste: Jetzt im September sind die meisten Almhütten noch bewirtschaftet und nach jeder Kurzwanderung kosten wir uns durch die Lungauer Schmankerln: Almkas, Milch und selbstgemachte Säfte gibt´s überall (mein Favorit: Brennesselsaft!), aber auch die Buttermilch mit Preiselbeeren, das Rahmkoch („Almmarzipan“), die Kasspressknödelsupp´n und die Topfennocken munden vorzüglich.
Weil unsere Bauersleute, die uns die schöne Almhütte vermieten, auch in der Waldwirtschaft tätig sind, gibt´s genug Holz im Stadl: Einheizen, Einheizen! Sobald die Sonne hinter´m Berg verschwunden ist, kommen die Küchenbank und auch der schöne Holzofen in der Kuchl zu ihren Ehren.
Ein bisserl einheizen, ein bisserl auf der Kuchlbank rasten und dann gemeinsam kochen – das ist Almhüttenurlaub. Übrigens: Fiona schaut noch vorbei. Wer das ist? Eine besonders anhängliche Kuh, die uns und unsere Aktivitäten in der Küche hochinteressiert durchs Fenster beobachtet. Wieso ich weiß, wie sie heißt?
Weil ich bei Corina nachfrage. „Das ist unsere Fiona! Sie ist drei Jahre alt und kriegt im Oktober ihr erstes Kalberl!“ Fesch ist sie, sage ich. Eigensinnig auch, sagt die Bäurin schmunzelnd. Sie muss es ja wissen und ich glaube ihr auf´s Wort, wenn sie mir erzählt: „Eine Kuh sollte natürlich ihren Auslauf haben. Unsere Kühe haben genug davon. Aber: Tierwohl hat eigentlich viel mehr mit dem Bauern zu tun, als zum Beispiel mit der Frage ob Anbindestall oder Laufstall. Nur weil manche Bauern einen Anbindestall haben, heißt das nicht, dass es den Tieren deswegen schlechter geht. Es kommt vor allem auf die Menschen an, die sich um die Tiere kümmern.“
Fiona und ihren Kolleginnen scheinen tatsächlich hochzufrieden zu sein mit ihrer Versorgung. Und wir auch: Abends wird´s richtig gemütlich in unserer Almhütte, das Feuer knistert und sogar der Vierbeiner ist endlich mal entspannt und richtig, richtig müde. Kein Wunder, denn unter den bewundernden Blicken seiner neuen Freundinnen hinter dem Weidezaun ist er abends noch ordentlich seinem Frisbee nachgehetzt, wofür haben wir schließlich eine so riesige Wiese vor derm Haus.
Und auf einem echten Holzboden schläft es sich ganz hervorragend, sagt er. Das Knarren der Dielen stört ihn nicht. Uns auch nicht, denn wir werden erst wach, als die ersten Kühe neben der Hütte bimmeln und „Guten Morgen“ sagen.
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