Hintermuhr? Da muss ich glatt erst einmal googeln. Schon mal gehört, jedoch noch nie gewesen. Ah, gleich hinter St. Michael im Lungau, also an der Autobahn. Relativ einfach zu finden, denke ich mir.
Schon die Hinfahrt gestaltet sich sehr angenehm. Nach der Autobahnausfahrt links rauf und dann immer geradeaus. Muhr – Ziel erreicht, ach so – nein, Hintermuhr suche ich, wird wohl noch ein Stück weiter hinten im Tal sein. Ich fahr vorbei an der Kirche, die frühsommerlich blühenden Wiesen entlang, immer weiter, immer weiter. Den letzten Hof hinter mir gelassen frage ich mich, wo sich dieses Pöllitzgut wohl verbirgt? Ah dort oben, das muss es sein! Einmal um die Kurve, den Nationalparkschranken passiert, fahre ich rauf.
Oben angekommen erwartet mich Gastgeberin Heidi Rauter in Stiefeln und Wachslederjacke. Dieses wunderschöne Anwesen beeindruckt mich. „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“, kommt mir in den Sinn.
Das hat Familie Rauter bei der Renovierung wohl bewiesen. Der alte Hof inklusive Troadkasten und Tenn wurde in jahrelanger Arbeit und mit viel Herzblut renoviert und erstrahlt nun in modernem Glanz. Drei Ferienwohnungen unterschiedlicher Größe und Ausstattung bieten reichlich Raum für kleine und größere Gruppen und Familien, die das suchen, was es hier gibt, während es vielerorts längst fehlt: die Möglichkeit einer echten Auszeit weit abseits des hektischen Alltagsgeschehens.
Umgeben von idyllischer Natur bietet sich der Hof als Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren an. Oder einfach raus setzen und der Stille lauschen und diesen fast mystischen Ort auf sich wirken lassen.
Die Ferienwohnungen selbst versprühen ein Gefühl von Luxus und Leichtigkeit. Designelemente wechseln sich mit historischen Einrichtungsgegenständen ab. Es fehlt wirklich an nichts. Und die Geschichte des Hauses kann man bei jedem Schritt spüren und manchmal sogar hören.
Etwas ruhiger dürfen es auf dem Pöllitzgut auch die Tiere angehen. Vier Mutterkühe mit ihrer Nachzucht leben hier. Es sind Pustertaler Sprinzen, eine alte Nutztierrasse, die inzwischen als hochgefährdet gilt. Außerdem gibt es Isländerpferde und eine gemischte Schafherde – Dorperschafe, alpine Steinschafe und Juraschafe. Die Kühe, Isländer und Schafe verbringen ihren Sommer weiter oben auf der Alm. Am Hof bleiben die Hühner, die vorher auf einem Bio-Legebetrieb zuhause waren. Nachdem sie ihren Legehöhepunkt überschritten hatten, sind sie aufs Pöllitzgut übersiedelt. Hier dürfen sie sozusagen ihre Pension in der wundervollen Natur genießen, ab und zu ein Ei legen wenn sie Lust haben und damit die Gäste am Hof überraschen. Eine kleine Gegenwelt zur industriellen Landwirtschaft, gut versteckt im Talschluss.
Das Animationsangebot und Halligalli der großen Touristenhotspots sucht man hier vergebens. Und das wird gottseidank auch so bleiben.
Neugierig geworden? Hier geht’s zum Pöllitzgut
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