Einen Urlaub am Bauernhof für Paare, die auf der Suche nach Ruhe und einer Auszeit vom hektischen Alltag sind, das versprechen Johanna und Karl Krenn vom Dichtlhof im Salzburger Seenland. Wir sind gespannt, was das Zusammen-leben mit unseren Gastgebern im Einklang mit der Natur für uns bereithält.
„Herzlich willkommen am Dichtlhof!“, begrüßt uns Biobäuerin Johanna. Circa zwei Minuten später steht vor uns ein Glas selbstgemachter Hollersaft am Tisch. Wir genießen den sonnigen Herbsttag draußen vor unserer „Oase der Ruhe“ und freuen uns auf das Wochenende, das vor uns liegt. Oase der Ruhe passt gut zum Biobauernhof von Johanna und Karl Krenn. Überall Blumen und Kräuter, alte Bäume, etwas entfernt ein leises Gackern und hin und wieder ein Muhen. Das war‘s. Kein Straßenlärm, keine Hektik des Alltags. Nichts von alle dem. Wir sind angekommen.
„Uns ist das Leben im Einklang mit der Natur sehr wichtig“, meint Karl. „Schließlich sind wir ja alle ein Teil davon und tun gut daran, mit ihr statt gegen sie zu arbeiten. Das ist mit ein Grund, warum wir unsere Landwirtschaft biologisch betreiben.“ Die Landwirtschaft, das ist vor allem die Rinderzucht in Mutterkuhhaltung, Getreideanbau, außerdem ein Almbetrieb und unglaublich viele Kräuter und Blumen. Damit ist die Arbeit aber noch lange nicht getan.
Während Karl und sein Enkel alte Barrique-Fässer für die nächste Mostabfüllung reinigen, ist Johanna schon auf dem Weg zum Kuhstall – mit uns im Schlepptau. Sie kennt den Charakter jeder Kuh und so zockeln schon nach kürzester Zeit etwa 20 Rinder aus dem Laufstall auf die Weide. Vor allem die Kälber sind lustig zu beobachten, wie sie voller Begeisterung loslaufen, Kreise drehen und herumspringen. Nur das jüngste, das etwa zwei Wochen alt ist, ist noch etwas holprig unterwegs und scheint über jede Erhebung fast zu stolpern. Die Mutterkuh nimmt es gelassen.
So wie mittlerweile auch der Rest der Truppe, der sich das Gras schmecken lässt. Sieht aber auch richtig gut aus, auch wenn es für uns zum Glück gleich etwas anderes „Traumhaftes“ geben wird. Mit Ausnahme der Kälber, die scheinen noch spielen zu wollen, beschäftigen sich bald alle Kühe mit dem Buffet unter ihren Hufen.
Wir lassen die glücklichen Rinder und die Kälber auf der Weide und gehen mit Johanna zurück zu ihrem Kräutergarten. Hier blüht sie richtig auf, während sie zwischen Salbeipflanzen, Beinwel, Ringelblumen und noch vielem mehr vorbeigeht. „Ich mache aus den Kräutern Tees, Tinkturen oder Balsam, die man für verschiedenste Situationen brauchen kann.“ Für eine Tinktur muss Johanna die Kräuter in Schnaps ansetzen, für Balsam verwendet sie unter anderem Bienenwachs, um eine cremige Konsistenz zu erreichen. Zum Beispiel soll Johanniskrauttinktur der Seele gut tun und depressive Verstimmungen lindern. Ob die Wirkung sich verstärkt, wenn man sie gleich trinkt, haben wir nicht gefragt. Allerdings hat auch der gute Frühstückstee am nächsten Morgen eine ähnliche Wirkung und da sind vor allem Ringelblumen und Minze drin. Vielleicht ist es auch die gute Luft hier, in Neufahrn bei Neumarkt am Wallersee, nur eine halbe Stunde Fahrt von der Stadt Salzburg, wo sich unsere Oase der Ruhe genau genommen befindet.
Wir klauben Nüsse und pflücken verschiedene Äpfelsorten, die ich im Supermarkt noch nie gesehen habe. Das mit der Luft mag wohl stimmen, denn wenn ich mich jetzt zurückerinnere, kann ich ganz genau sagen, wie die Nüsse auf dem Boden und die Äpfel gerochen haben. Natürlich auch der Hühner und Rinderstall, aber wir sind ja auf einem Bauernhof! Johannas Hühnern geht es prächtig, immerhin haben sie viel Auslauf, können sich aber trotzdem in ihren Stall zurückziehen. Das tun sie auch prompt, als wir uns zu sehr nähern, immerhin wurde noch nicht restlos geklärt, ob diese beiden Fremden ungefährlich sind und vor allem Essbares dabei haben.
„Gack, gackgack, GAAACK!“ Während die Vorsichtigeren unter den Hühnerdamen noch in sicherer Ferne weiterdiskutieren, trauen sich einige bereits heraus und verfolgen Johanna, die das Futter hat. Tja, so dumm sind Hühner ja auch wieder nicht.
Als nächstes begleiten wir Karl an den Wallersee. Er ist auf der Suche nach Schilfblättern, die er verwendet, um die Mostfässer abzudichten. Auch so etwas haben wir noch nie gesehen, wie die meisten Leute, die sich in der Regel intensiver mit dem Fassinhalt auseinandersetzen. Fein säuberlich werden die Blätter um den Fassrand gelegt, bevor Karl den Deckel wieder draufschlägt. „Durch die Feuchtigkeit quellen die Blätter auf und halten so das Fass dicht“, meint er.
Da uns der Wettergott dermaßen wohlgesonnen scheint, beschließen wir, noch auf die Dichtlalm zu fahren. Die Hütte wird an den Wochenenden bei Schönwetter von Johanna betrieben. Erfrischende Säfte zu einer bodenständigen Jause, dazu die schöne Landschaft, das ist bei so einem warmen Herbsttag ja an und für sich schon traumhaft, erst recht in der Wiegeliege mit bester, fußfreier Aussicht. Aber viele Gäste kommen vor allem wegen einer Sache: Johannas Dichtltraum. Das ist eine süße Nachspeise, die die Bäuerin aus Biskuitteig, Eischnee und einer Himbeer-Oberscreme zaubert. „Ohne den Dichtltraum brauche ich die Almhütte erst gar nicht aufzusperren“, meint Johanna.
Abgesehen vom Dichtltraum, den Kräutern und dem Bio-Fleisch gibt es bei Johanna und Karl noch eine Spezialität, nämlich das selbstgebackene Brot. Wenn es die Zeit zulässt, bäckt Johanna auch mit den Gästen, bei uns geht sich nur das Essen aus. Aber da kann man sich ja auch nicht beschweren. Essen – Sonne auf der Alm genießen – Spazieren – Essen – wir hatten schon schlimmere Tage. Wir können uns nicht vorstellen, dass Johanna die Johanniskrauttinktur bei ihren Gästen überhaupt anwenden muss.
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